Die Stiftung Fleischhauer ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Weimar/Thüringen. Sie wurde am 3. April 2019 vom Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales unter der Nummer 21-1222-1/2019 als rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts gemäß § 80 Abs. 2 BGB in Verbindung mit. § 4 Abs. 1 Satz 1 und § 7 des Thüringer Stiftungsgesetzes zugelassen. Gründungs- und Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist die Osteuropahistorikerin Prof. Dr. Eva Ingeborg Fleischhauer aus Erfurt, die zuletzt als Gastwissenschaftlerin an der Staatsuniversität St. Petersburg lehrte und das Zentrum für Russische Reformen gründete und leitete. Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist der Schatzmeister der Stiftung, Diplomkaufmann Christian Beutl aus Regensburg. Gründungsmitglieder des Vorstands sind unter anderen der Kunsthistoriker Prof. Dr. Kai-Uwe Schierz, Direktor der Kunstmuseen Erfurt und Honorarprofessor der Bauhaus Universität Weimar und der Weimarer Stadthistoriker Diplombauingenieur Hubert Erzmann aus Berlin.
(E.I. Fleischhauer, C. Beutl, K-U. Schierz, H. Erzmann)
Weitere Gründungsmitglieder sind die Kunsthistorikerin Dr. Angelika Steinmetz-Oppelland, Sprecherin des Verbandsrats im Verband Bildender Künstler Thüringens e.V., Annerose Rieder, Diplomgraphikerin, Kirsten Meyer, Diplomgeologin und Friedrich Meyer, Diplomphysiker.
(A. Steinmetz-Oppelland, A. Rieder, K. Meyer, F. Meyer)
Die Geschäfte der Stiftung führt der bekannte gebürtige Weimarer Diplombauingenieur Herr Bert Singer.
(B. Singer)
Zweck der Stiftung ist die Erhaltung und Pflege des geistigen und kulturellen Erbes Thüringens unter besonderer Berücksichtigung der Stadt Weimar und ihrer Umgebung. Im Unterschied zu anderen Weimarer Stiftungen stellt die Stiftung Fleischhauer die schöpferische Einzelpersönlichkeit ins Zentrum ihrer Untersuchungen: Sie rückt Personen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft, die in besonderer Weise zur Schaffung dieses geistig-kulturellen Erbes beigetragen haben, in den Fokus des öffentlichen Interesses und setzt sich dabei für die Wiederentdeckung wenig bekannter und vergessener Vertreter ihres Faches ein. Sie deckt ihren Beitrag zur freiheitlichen Entwicklung des Landes auf, indem sie ihr zerstreutes oder verschollenes Lebenswerk sammelt und der Öffentlichkeit in Ausstellungen und Veröffentlichungen zugänglich macht. Ihr wichtigstes Arbeitsinstrument ist die biographische Forschung.
Mit dieser Aufgabe unterscheidet sich die, in privater Initiative gegründete und aus privaten Mitteln gespeiste, Stiftung von ihren großen, aus der öffentlichen Hand finanzierten, Weimarer Vorgängerinnen, mit denen sie die Sorge um die Erhaltung und Vermittlung des Erbes dieser einzigartigen Stadt teilt: der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora. Während im Zentrum der Arbeiten der Klassik Stiftung die Erhaltung der baulich-dinglichen Werte und Bewahrung der Sammlungen des nationalen Erbes stehen und die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald die Orte des Leidens und der Vernichtung pflegt und vermittelt, stellt die neu gegründete Stiftung Fleischhauer den individuellen schöpferischen Menschen in den Brennpunkt ihrer Aufmerksamkeit.
Sie geht davon aus, dass der fähige Einzelkämpfer für Freiheit und Würde im historischen Prozess leicht durch die Raster der öffentlichen Wahrnehmung fällt, und möchte ihm ein unvoreingenommenes Forum bieten. Sie ist sich dabei der Tatsachen bewusst, dass die großen Künstler, Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach und speziell der Residenzstadt Weimar und Umgebung der Klassik Stiftung Weimar bekannt und ihre Lebensleistungen längst erfasst und berücksichtigt sind und die weniger bekannten oder unbekannten Vertreter der Künste und Wissenschaften in aller Regel dem zweiten und dritten Glied ihrer Berufsgruppe angehörten. Doch vertritt sie den Standpunkt, dass diese nachrangigen Talente und Berufungen aufgrund widriger Zeitumstände, erschwerender Charakterdispositionen und abweichender Mode- und Geschmacksrichtungen nicht zu anhaltender Anerkennung gelangten, die von ihnen geschaffenen Werte aber dem kulturelle Erbe Thüringens zuzurechnen sind.
Diese verborgenen Schätze zu heben und ihren vernachlässigten, verschmähten oder vergessenen Schöpfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ist Ziel und Aufgabe der Stiftung Fleischhauer.
Dieser Schwerpunkt öffnet der Stiftung Fleischhauer ein Feld der Forschung, das nicht von ihren großen Vorgängerinnen besetzt ist - nachfolgend einige Beispiele:
Warum also Weimar? In historischer Sicht hatte die "große Stadt" Weimar-Jena nicht nur zur Dienstzeit Goethes am Weimarer Hof "an beiden Seiten viel Gutes", - ihr Nimbus zog auch in der nachklassischen Epoche eine große Zahl überdurchschnittlich begabter Künstler, Gelehrter und Erfinder an. Infolge dieses Zustroms erreichte sie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs eine für deutsche Städte dieser Größenordnung und Beschaffenheit einzigartige Konzentration an schöpferischen Energien und im Resultat eine seltene Dichte an herausragenden Persönlichkeiten. Während die Großen unter ihnen der Zeit ihren Stempel aufprägten und in die Annalen des geistigen Weimar eingingen, haben die dii minores selten Spuren in der Geschichte der Stadt hinterlassen. Standen sie im Schatten jener überragenden Persönlichkeiten und teilten ihre Ideen, konnten sie bestenfalls den Ruhm von Epigonen ernten. Häufiger zahlten sie für ihre Nähe zu den anerkannten Genien den Preis des Vergessens. Diesen Persönlichkeiten im zweiten und dritten Glied des geistigen Weimar, die aus denselben Institutionen hervorgingen, aus demselben Geist der Aufklärung schöpften und unter den gleichen Bedingungen reiften, aber keine dauernde Anerkennung ihrer Zeitgenossen gefunden haben, gilt das besondere Interesse der Stiftung Fleischhauer.